Religiöses Buch des Monats September 2024

Irmgard Miller, Was nicht alles möglich ist! Erfahrungen einer Frau in der Seelsorge, Verlag Neue Stadt, München 2024, ISBN/EAN: 978-3734613449, 95 Seiten, 14,00 Euro

 

 

 

Was für ein ermutigender Perspektivenwechsel! Wer heute über Religion und Glauben spricht, beklagt meist vor allem, was in der Kirche alles nicht möglich ist. Irmgard Millers Buch über die "Erfahrungen einer Frau in der Seelsorge" trägt dagegen den Titel "Was nicht alles möglich ist!"

Diese Formulierung bezieht sich - wie auch das ganze Buch - auf mehr als nur auf die aktuelle kirchliche Situation. Doch stellt die Autorin durchaus auch fest: "Möglich wäre, nein: Möglich ist auch in unserer aktuellen kirchlichen Lage weit mehr, als wir vielleicht meinen. Wenn wir in der Seelsorge ganz konkret bei den Menschen sind. Gerade die Frauen hätten, nein, sie haben da sehr viel zu geben!"

Irmgard Miller will Seelsorge nicht auf geweihte Amtsträger oder hauptamtlich Angestellte beschränken. Nach ihrer Überzeugung - und Erfahrung - sind alle Christen dazu aufgerufen, den Menschen von heute die befreiende Botschaft des Evangeliums zu bringen: "Seelsorge kann ja nicht bloß von einem Titel, einer Weihe, einem Studium abgeleitet werden. Sie zeigt sich im Tun, wird konkret in lebendigen Beziehungen, und manchmal sind es gerade die 'einfachen Menschen', denen die Gabe der einfühlenden Seelsorge geschenkt ist."

Seelsorge bedeutet Verantwortung

Der Begriff Seelsorge beschreibt genau das, worum es geht: um die Zusage von Gottes Liebe bei schweren Erkrankungen, seelischen Belastungen, in Glaubenszweifeln und Sinnsuche, bei Verlusterfahrungen und Trauer. Seelsorge geht deshalb stets mit großer Verantwortung einher; sie darf nie oberflächlich sein. Seelsorge auf den Spuren Jesu braucht vielmehr "das Sich-Einfühlen auf Augenhöhe." Natürlich hilft in schwierigen Situationen der Seelsorge eine fundierte Ausbildung, doch sollten sich alle anderen davon nicht entmutigen lassen. Miller ist nach jahrzehntelanger Erfahrung überzeugt: Das Entscheidende in der Seelsorge kann man ohnehin nicht "machen"; es geht vielmehr darum, Räume dafür zu schaffen, dass das Wirken von Gottes Gnade erfahren werden kann. Oft reiche es, wenn wir uns "dem Wirken des Geistes nicht in den Weg stellen". Seelsorge wird insofern nicht als Einbahnstraße begriffen: Auch die Seelsorgenden machen ja diese Erfahrungen des Wirkens Gottes an den Menschen, erleben immer wieder, dass für Gott nichts unmöglich ist.

Erkenntnisse aus Begegnungen

Die Autorin schildert im Hauptteil 30 beispielhafte Begegnungen, die sie in der Seelsorge in verschiedenen Situationen - bei Besuchen im Krankenhaus, bei Seminaren, Exerzitien, in persönlichen Gesprächen der Lebensberatung gemacht hat. Im Anschluss an die Beschreibung des Erlebten werden dann über den Einzelfall hinausreichende, allgemeine Einsichten formuliert: über die heilsame Kraft des Gebets oder über die Bedeutung des Lebenszeugnisses neben der Wortverkündigung; über die befreiende Erfahrung der Vergebung oder über die Wichtigkeit, Abschiede zu betrauern. Immer wieder konnte Irmgard Miller die Erfahrung machen, dass gerade in den schwierigsten Situationen der Heilige Geist hilft; dass der Ruf Gottes einen Menschen in jeder Lebenslage erreichen kann; dass scheinbar schwierige Lebensumstände manchmal ein Angebot für das eigene Innere machen; dass Gott niemanden aufgibt und jede einzelne Person in ihrer ganz persönlichen Situation anspricht.

So kann die Lektüre die Leserinnen und Leser tatsächlich, wie von der Autorin gewünscht, "inspirieren, sich auf den Weg zu einer tieferen Selbstfindung und zur Neuordnung des Lebens im Lichte des christlichen Glaubens zu machen". Man lernt aus dem schmalen, aber gehaltvollen Buch erstaunlich viel über den Lebens- und Glaubensweg - sowohl den eigenen wie auch die möglichen Wege anderer.

 

 

(Sankt Michaelsbund)

 

 

Das „Religiöse Buch des Monats“ wird seit dem Jahr 2000 von den beiden katholischen Büchereiverbänden in Deutschland, dem Sankt Michaelsbund (für Bayern) und dem Borromäusverein (außerhalb Bayerns) ausgewählt. Das Anliegen der Auszeichnung ist es, Bücher zum Thema Religion und Glauben in ihrer Bandbreite bekannter zu machen. Dazu wählen die Lektorate monatlich ein Buch aus, das aus Sicht des christlichen Glaubens ein grundlegendes Thema aufgreift wie Orientierung und Sinn im Leben, Gemeinschaft, gesellschaftliche Verantwortung. Diese Bücher geben Rat in verschiedenen Lebenssituationen, greifen Lebensschicksale auf, regen an, das Leben und den Jahreskreis bewusst zu gestalten oder tragen zu gesellschaftlichen und kirchlichen Debatten bei. Die Bücher erreichen so Menschen, die sich Fragen der Gesellschaft und den eigenen biografischen Herausforderungen bewusst stellen wollen und diese Fragen im Licht des religiösen Glaubens reflektieren und vertiefen.

Verlage und Buchhandlungen können einen Newsletter sowie Werbematerialien kostenlos bestellen und als verkaufsfördernde Maßnahme in der Buchhandlung oder auf ihrer Homepage einsetzen.

Informieren Sie sich beim Borromäusverein oder beim Sankt Michaelsbund!

 

 

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